Angeregt durch Denis´ Gedankengrütze bei DICED und der Antwort von Dominik von Phantasos Studio , widme ich mich heute ebenfalls dem Thema Hobbykrise. Nicht als Antwort auf die „Videokonferenz“, sondern als alleinstehenden Artikel.
Hobbykrise
Wahrscheinlich hatte jeder von uns TableTopern mal eine Hobbykrise, wie sie derzeit Denis von DICED durchmacht. Einige hatten bereits schon mehrere mehr oder weniger erfolgreich durchgestanden, andere wiederum stehen kurz davor oder befinden sich gerade mitten drin. Sie stellen sich alle mehr oder weniger die Frage:
Macht das Hobby noch Sinn?
Heute möchte ich euch von meinen eigenen Hobbykrisen berichten und erzählen, wie ich diese durchgestanden habe und was sich an meiner Denkweise über das Hobby dadurch geändert hat.
Meine kleineren Hobbykrisen
Die ersten wirklichen Hobbykrisen hatte ich in meiner langjährigen Tätigkeit als Warhammer Fantasy Feldherr.
Im Jahre 2005 gelang mir, nach einer mehrjährigen Hobbyabstinenz, die Rückkehr über die Schädelpass Starterbox von Warhammer Fantasy. Beginnend mit Orks&Goblins kam ich recht schnell an meine finanziellen Grenzen: Ich mochte es meine Armee variabel stellen und den Gegner jedes Mal aufs Neue überraschen zu können. Die damals schier unendlichen Auswahlmöglichkeiten bei den Orks und Goblins, sowie die gesalzenen Preise der Miniaturen, ließen mich schnell vor meinem Armeebuilding Plan kapitulieren und mein Projekt des großen Waagh! stagnierte. Immer im Hinterkopf, dass die schiere Masse an Modellen auch bemalt werden sollte.
So flüchtete ich mich eher in das Projekt einer zweiten Fraktion, den Dunkelelfen. Allerdings auch hier dasselbe Spielchen. Der geplante Frustrationsabbau war nicht nur gescheitert, meine Frustration wurde sogar noch gesteigert. Also: Fokus auf Dunkelelfen, Orks verkauft und Krieger des Chaos angefangen. Armee aufgebaut, nichts bemalt, verkauft, Sammlermodelle teuer erworben, Lust verloren, verkauft, Dunkelelfen verkauft, Vampirfürsten begonnen und Krieger des Chaos verkauft, Zwergenprojekt geplant, zwei Modelle gekauft, Projekt aufgegeben,…
Puh, das war schon mal eine lange Reihe von Hobbykrisen in denen ich Projekte begonnen hatte, die mich am Ende echt überfordert und frustriert hatten. Mit den Vampirfürsten wurde dies erstmals anders:
Krisenmanagement – erste Erfolge
Anders als zuvor, konzentrierte ich mich auf eine einzige Warhammer Fantasy Armee. Ich vertiefte mich in den Fluff, schrieb eigene Geschichten, tauchte in die Welt der von Carsteins ab, erweckte neue Helden zum Leben und hatte ein klares Ziel vor Augen: Eine große, abwechslungsreiche und vor allem BEMALTE Warhammer Fantasy Armee.
In dieser Hobbyphase hatte ich ausreichend Zeit und Lust zu malen. Begünstigt durch unsere wöchentliche Malrunde und meinen minimalistischen Ansprüchen an den Bemalstandard, kam ich auch echt schnell voran. Bei den Zombies z.B. bediente ich mich der simplen Wash-Technik (Grundieren, Farbe auf Klamotten, ganze Mini Washen, fertig), so dass ich echt 40 Zombie Modelle an einem Tag geschafft hatte. Lirum Larum, am Ende stand ich bei 12.000 Punkten komplett bemalten Vampirfürsten in einer Community mit zahlreichen Warhammer Fantasy Spielern. Ich war voll motiviert, zufrieden und wollte mich dann eigentlich einem schönen Spieltisch und meinen begonnenen Nebensystemen wie Freebooter´s Fate widmen. Allerdings zerstörte die Entwicklung bei GW dann so ziemlich alles von mir aufgebaute (und bei so manch anderem anscheinend auch):
Der Rückschlag – die große Hobbykrise
Ich war ebenfalls Opfer riesiger Frustration, wie der großteil der Warhammer Community, als es mit den „End Times“ losging und erste Info Brocken über Age of Sigmar ans Licht kamen.
Warhammer Fantasy machte in dieser Phase auch immer weniger Spaß. Die Regelfuchsereien erreichten ihren Höhepunkte und nervten. Der Spaß rückte in den Hintergrund, der Ernst in den Vordergrund. Da stürzte ich in die erste wirklich große Hobbykrise: Nicht, weil ich beim Umzug so viele nicht angefangenen Projekte entdeckte, sondern weil mein gut durchdachtes und erfolgreiches Warhammer Fantasy Projekt, von heut auf morgen für die Katz war. Die ganzen Arbeitsstunden für’n Eimer. Wo Spaß und Begeisterung herrschten, regierten nur noch Frustration und Resignation. Die Spielergemeinschaft schrumpfte, genau wie meine Motivation dem System treu zu bleiben. Ein Thema für sich, welches die Gemeinschaft in der letzten Zeit genug gestresst hat und zur Genüge diskutiert wurde.
So kam ich letztendlich zu dem Entschluss, alles an Warhammer zu verkaufen. Natürlich sind Freunde und Bekannte aus allen Wolken gefallen. Wie kannst du nur? Doch dieser Schritt hatte ein ganzes Jahr Vorlauf gehabt. Ein ganzes Jahr habe ich mit mir gerungen, was einen enormen Stress mit sich brachte. Ausschlaggebend waren aber der verlorene Spaß am System und die geschrumpfte Spielergemeinschaft und den Wandel von einem System das Spaß gemacht hat zu einem competitiv-only System.
Ich wollte mich nun ausschließlich auf Skirmisher konzentrieren, vorrangig auf meine aufgebauten Fraktionen von Freebooter’s Fate. Der Verkauf der Vampirfürsten würde in meine kleineren Systeme refinanziert werden. Sogar der Bau einer modularen Platte hatte ich eingeplant und auch umgesetzt.
Ich war zufrieden! Freebooter’s Fate (5 Fraktionen, egal immer noch angenehmer von Aufwand her als 12.000 Punkte Vampirfürsten), SAGA, X-Wing waren fortan meine vorrangigen Systeme. Systeme mit wenigen Miniaturen (gut auch hier kann man es übertreiben) aber enormen Spielspaß.
Hobbykrise überstanden? Nein!
Doch es sollte noch eine Hobbykrise folgen: Age of Sigmar. Irgendwie ist man ja mit Warhammer weiterhin verbunden. Also ich auf jeden Fall. Ich bin damit angefangen und habe es Jahrzehnte gespielt über mehrere Editionen hinaus. Habe Höhen und Tiefen mitgemacht und nun war Warhammer Fantasy beendet. Weg. Nicht mehr da! Zack, Bumm, aus und vorbei. Nun gab es Age of Sigmar und ne Menge Shitstorm, gespaltene Communities, Streit, Beef und Mett:
Mett? Durch die Spielebude aus Bocholt und deren Youtube Channel, war das Interesse an Age of Sigmar geweckt. Ja es gibt/gab die zwei „Lager“ der „Fantasy Veteranen und AoS-Verächter“ und der „AoS’ler die …“ blablabla… wurde ja genug im Internet zertreten. Egal, ich gab dem System eine Chance und muss sagen es macht Spaß (auch oder vor allem wegen den fehlenden Punkte System!), so dass ich eine kleine Horde Stormcasts und Khorne Bloodbound Truppen aus der Starterbox ausgehoben und bemalt hatte. Leider kommt das System in meiner Region nicht gut an und so mangelt es an Mitspielern. Schade, denn es ist für mich das geliebte Warhammer, mit nun überschaubaren Armeegrößen und tollem Regelwerk! Da mögen andere wiederum anderer Ansicht sein. Auch dieses Thema will ich hier nicht erneut diskutieren und möchte mich gar nicht weiter dazu äußern. Ich finde es nur sehr schade, dass AoS seine Chance nicht wirklich bekommt.
Die Wende – Plan und Motivation sind alles!
Lange Geschichte, die sich über Jahrzehnte hin zog, doch nun bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich behaupte, für mich die richtige Herangehensweise für das Hobby TableTop gefunden zu haben und eventuell mag es für den einen oder anderen ja eine kleine Hilfe oder ein Denkanstoß sein. Auch wenn alle die mich kennen, dies mit einem Schmunzeln lesen werden (Hör auf zu lachen! 😉 ), ich finde es besser sich von etwas zu trennen, als dass es im dunklen Regal verstaubt. So! Lieber drei liebevoll gepflegte Systeme, die ich spielen kann, als 8 weitere im Schrank Verstaubte.
Wie Dominik es schon empfohlen hat, konzentriere ich mich nun auf kleinere Projekte. Als Beispiel habe ich zwei SAGA Armeen ausgehoben und eine recht simple, aber (für mich) TableTop taugliche Bemal Technik verwendet, so dass ich die ca. 100 Modelle sehr zügig bemalt hatte und mich aufs reine Spielen konzentrieren konnte.
Als ich dann mit Infinity durchstartete, verfiel ich zwar in „alte Muster“ und hatte nach dem ersten Starter Pack schnell das zweite, dritte und dann fast alle vorhandenen Modelle, aber ich habe diese Modelle auch alle recht zügig bemalt bekommen. (*Auf Schulter klopf*)
Bei SAGA und Infinity kann ich nun bemalte Armeen vorweisen, mit denen ich einfach spielen kann, ohne die vielen silbernen oder Schwarzen/weißen Modelle ständig vor Augen haben zu müssen. Neuanschaffungen werden auch sofort bemalt, so dass sich da nichts anstauen kann.
Ich musste mich allerdings „zwingen“ die Projekte SAGA und Infinity durchzuziehen, , obwohl mein favorisiertes System Freebooter´s Fate weiterhin viele weiße Modelle in der Vitrine vorwies. Das schmerzte das Hobbyisten Herz! Doch am Ende überwog dann der Stolz über eine bemalte Fraktion eines Systems mehr, als der Frust über die noch weißen Modelle eines anderen Systems.
Bei Freebooter´s Fate habe ich dann auch erstmals konsequent meine Bruderschaft zu Ende bemalt. Nun sitze ich ebenfalls konsequent an den Söldnern und spiele vor allen nur noch mit bemalten Modellen, was mir zusätzlich Motivation gibt, diese zu bemalen.
Die Einkaufsliste
Zudem plane ich nun weitere Zukäufe im voraus und gebe mir viel Bedenkzeit, ob ich diese Modelle wirklich so schnell und so dringend benötige, oder ob sie noch auf sich warten lassen können. Es hilft mir sehr eine Einkaufsliste zu schreiben und mir vor einem Kauf nochmals Gedanken zu machen. Brauch ich diese Einheit wirklich? Muss ich sie haben? Kann das nicht noch warten?
Hilfreich war es auch das Hobby Budget zu begrenzen oder Neukauf mit Verkauf zu verbinden. Bevor ich AoS nicht verkauft habe, investiere ich nicht übermäßig in aktuelle Systeme. Die Kohle aus dem Verkauf kommt dann auch in die Hobbykasse und wird nicht sofort wieder reinvestiert.
Der Bemaltisch – Das Zeitmanagement
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In einem bereits veröffentlichten Artikel Kampf dem Malfrust habe ich einige Tipps gegeben, wie man mit wenigen Handgriffen gegen seine Bemal Frustration angehen kann.
Die Bemal Ecke habe ich immer noch fest installiert und hilft ungemein eine weitere Hobbykrise zu verhindern. Ich habe im Handumdrehen neue Miniaturen bemalt, weil ich mich einfach hinsetzen und direkt loslegen kann. Ein absolutes Muss für alle, die von der Bemal Frustration geplagt werden
Spielen, spielen, spielen
Hat man für sich die richtige Herangehensweise gefunden, so lassen sich Hobbykrisen wohl zukünftig gut vermeiden.
Vielleicht könnt ihr aus dem Artikel ja ein paar Tipps für euch verwenden und die nächste Hobbykrise verhindern?!
Ich mach mir einen Plan, in kleinen Schritten. Bevor ich ein neues System anfange, schaut ich es mir an, schaue Battle Reports, mache Demo Spiele und sollte ich mich dafür entscheiden, dann fange ich mit einem Starterset an. Bemale dieses fertig, spiele damit und bau dann ggfls. die Armee/Fraktion weiter aus. Aber ich werde keine weiteren, weiß grundierten Modelle mehr in der Vitrine ansammeln!
Ich überlade mich nicht mit zu vielen Systemen. Was bringen mir 8 unterschiedliche Systeme, die alle gehegt und gepflegt werden müssen, ich aber die Zeit dafür nicht habe?
Ich vermeide Frustkäufe und Frustverkäufe. Nehme mir Zeit dies zu überdenken.
Ich achte auf die Spielercommunity. Welches Spiel macht Spaß, wenn man keine Mitspieler hat? Wage ich es trotzdem, dann gebe ich Demo Runden und rekrutiere meine Spielpartner selbst. Aktuell infiziere ich die Spielergemeinschaft mit dem Kickstarter von Mantic Games: The Walking Dead – All Out War!
Derzeit Hege und Pflege ich 3 Fraktionen Freebooter’s Fate (70% bemalt), 1 Fraktion SAGA (100% bemalt), 1 Fraktion Infinity (100% bemalt), 2 Fraktionen X-Wing (100% bemalt *lol*), noch 1 Fraktion AoS (grundiert) und bekomme mit The Walking Dead das letzte System in die Vitrine.
Diese Tipps werden nicht auf jeden von euch zutreffen, denn wir haben unterschiedliches Budget und unterschiedlich viel Zeit und vor allem Unterschiedliche Interessen. Aber vielleicht steht ihr einmal vor so einem Hobbyloch und erinnert euch an die weisen Worte von Bloggern oder anderen Hobbyisten. Vielleicht könnt ihr die eine oder andere Hobbykrise ja doch noch abwenden.
Ansonsten sehen wir uns auf einem der TablePott Treffen, der BitBox oder mal privat für ein kleines Spielchen 😉
Feedback, Kommentare, eigene Erfahrungen könnt ihr gerne hier als Comment hinterlassen. Würde mich freuen.